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Rafahs Untergang

  • Jannis
  • 15. Feb. 2024
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Mai 2024

Im Schatten des Superbowls hat Israels Armee am Wochenende Angriffe auf die letzte sichere Zone des Gazastreifens gestartet. Über eine Millionen Palästinenser suchen in der Stadt Schutz - Doch trotzdem lässt die IDF (Israel Defense Forces) Bomben regnen. Über die desolate Lage der Flüchtlinge in Rafah.

 

In den letzten paar Monaten hat der Krieg, der zwischen Israel und der Hamas tobt, die gesamte Dynamik im nahen Osten beeinflusst. Im angrenzenden Libanon beschießen sich die israelische Armee und die Hisbollah wechselseitig, im Westjordanland steigt die Gewalt israelischer Siedler gegen Palästinenser. Im Roten Meer greifen die Houthi-Rebellen internationale Handelsrouten an, um Schiffen die Belieferung von Israel zu verweigern. Dadurch werden die USA in der Region wieder aktiver, sie bombardierten zusammen mit Großbritannien Huthi Stellungen an der Küste vom Jemen und in der Hauptstadt Sanaa.



Gleichzeitig spitzt sich der Konflikt zwischen den USA und dem Iran zu, der seine schiitischen Milizen zu Angriffen gegen US-Stützpunkte im Irak provoziert. Die Region ist wieder zum Pulverfass geworden, doch lenkt die Gefahr einer sich ausweitenden Großkrise von der Situation im Gazastreifen ab.

Denn seit Monaten ist die Großkrise bereits im Gaza angekommen. Die israelische Invasionsoperation, die von massiven Luftschlägen und großflächigen Bodenoffensiven geprägt ist, hat bisher 28.000 Palästinenser getötet und mehr als 65.000 verletzt.


Im Laufe der militärischen Operation, die die Vernichtung der islamistischen Hamas Kämpfer zum Ziel hat, wurden Millionen von Menschen vertrieben, die Nahrungs- und Wasserversorgung zerstört und das Gesundheitssystem in die Knie gezwungen. Die Totgeburtenrate ist um ein Vielfaches gestiegen, Menschen drohen zu verhungern oder sterben an unversorgten Wunden durch Bombardements.

Da sich die Kämpfe zuerst im Norden des Gazastreifens abspielten, appellierte die israelische Armee anfangs, dass Zivilisten nach Süden fliehen sollten, dort sei es sicher. Doch nach dem Angriff auf Khan Yunis im letzten Monat, war die letzte sichere Stadt des Gazas Rafah, die direkt an der Grenze zu Ägypten liegt.


In Rafah befinden sich daher nun circa 1,4 Millionen Palästinenser, auf 64 Quadratkilometern. Unter Ihnen viele Frauen und Kinder, untergebracht in Zelten und unter Schutt zerstörter Gebäude. Die Überbevölkerung der Stadt führt zu Krankheiten, besonders zu Hepatitis A. Es fehlt dort an allem, und zusätzlich beginnt Israel einen Großangriff auf die Stadt zu planen.


In der Nacht des Superbowls, als alle Augen auf das Sportspektakel in Las Vegas gerichtet waren, überzog die IDF Rafah mit Luftangriffen, um damit Bodentruppen Deckung für eine Geiselbefreiung zu verschaffen. Dabei starben mehr als 50 Menschen, Hunderte wurden verletzt. Da die israelische Armee davon ausgeht, dass sich noch mehrere Bataillone Hamas-Kämpfer, sowie verbliebene Geiseln in der Stadt aufhalten, ist dies wohl erst der Anfang von Rafahs Zerstörung.



Dabei ist Rafah die letzte Bastion, der letzte Hafen für Kriegsflüchtlinge, der in Gaza existiert. Die Palästinenser fürchten die endgültige Vertreibung, die erneute Nakhba, wenn sie den Gazastreifen nach beispielsweise Ägypten verlassen, daher bleiben sie in der Grenzstadt.


Israels Operation muss hier ein Ende finden, um die ohnehin vorhandene humanitäre Katastrophe nicht noch auf ein tatsächliches Völkermordsniveau zu katapultieren. Ja, der Staat Israel hat ein Selbstverteidigungsrecht und Ja, die Hamas darf nie wieder Kontrolle erlangen. Doch das rechtfertigt nicht das Leiden und Sterben von Kindern, den Bruch internationaler Menschenrechte und Opferzahlen, die fast das 20-fache der Angriffe des 7. Oktobers auf Israel ausmachen.


Die Bitte nach einem Waffenstillstand oder das Erzwingen eines solchen, ist weder antisemitisch noch Hamas-verherrlichend. Sie ist menschlich und würde in jedem anderen Konflikt gefordert werden.

Putins Angriffskrieg hat beispielsweise bisher nur 1/3 der Zivilopfer des Gazastreifens gefordert und hat trotzdem weitreichende Sanktionen nach sich gezogen. Trotz der weitaus unterschiedlichen Ausgangssituationen der beiden Kriege ist auch bei Israels Menschenrechtsverletzungen ein Rüstungsexportverbot mehr als angebracht. Die Niederlande machten Anfang Februar den ersten Schritt und verboten den Export von Teilen, die israelische F 35 Kampfflugzeuge versorgen.


Notfalls muss der Westen den Waffenstillstand erzwingen, anstatt wie bisher zu kritisieren, aber gleichzeitig Unterstützung für Israel zuzusichern.

Zudem würde eine Einstellung der Kämpfe nicht nur Leben retten und unermessliches Leid verhindern, sondern auch Israel auf lange Sicht helfen. Denn was eine Zerstörung Rafahs für die Radikalisierung der nächsten Gaza-Generation bedeutet, wäre für die nächste Generation Israels ein Alptraum.

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